AMB - Wenn der große Hunger kommt

Das neue Jahr hat begonnen und hier in der AMB sehen wir uns mit einer neuen Welle an Not konfrontiert. Viele Menschen leiden Hunger. Das ist schon länger nicht mehr so massiv gewesen. Im Zuge von Corona hatte die Regierung seit März letzten Jahres allen Menschen, die keine feste Anstellung hatten, eine monatliche Hilfe gezahlt. Das waren zunächst 600 Reais, später noch 300 Reais pro Monat. Dieser Betrag hat vielen Menschen, die arbeitslos waren, sehr geholfen. Zu Beginn diesen Jahres endete jedoch die Hilfe. Nun sind die Menschen wieder auf sich allein gestellt. Dazu kamen auβerdem knapp drei Wochen im Januar und Februar, in denen es fast jeden Tag regnete. Die Felder waren nass und schlammig und konnten nicht abgeerntet werden. Das bedeutete Ausfälle für alle Tagelöhner, die als Erntehelfer tätig sind. Immer wieder klopfen Menschen an unsere Türen und bitten um Essen. Familien, die vorher andere Spenden von uns erhielten, benötigen jetzt wieder Lebensmittelpakete.

Eine Begebenheit hat uns besonders berührt: Eine Frau wollte Mitte Januar zur Aktualisierung ihrer Daten kommen. Sie erschien aber nicht zur verabredeten Zeit. Als sie endlich, viel später, ankam, war sie verzweifelt. Sie schämte sich so sehr und weinte. Seit zwei Tagen hatten sie nichts mehr zu Essen. Ihre vier kleinen Kinder weinten zuhause vor Hunger, aber sie konnte ihnen nichts geben. Sie schilderte uns ihre Notlage: Sie und ihr Mann arbeiten, wann immer möglich, als Tagelöhner auf dem Feld. Die Frau muss sich jedoch meist um die Kinder kümmern. Dann verletzte sich ihr Mann bei einem Motorradunfall am Rücken und konnte nicht mehr auf dem Feld arbeiten. Die Familie hatte nun gar keine Einkünfte mehr. Sie wollte nicht zu uns kommen, weil sie sich für ihre Lage und ihre Armut schämte, aber die Verzweiflung überwog schlieβlich doch. Wir als Team waren schockiert. Ihre vier Kinder sind noch sehr klein und wir konnten die Not nicht mitansehen. Gemeinsam suchten wir einige Lebensmittel zusammen und gaben der Frau auch noch das gekochte Essen mit, das vom Mittagessen der AMB übrig geblieben war. Auch im Februar haben wir der Mutter wieder Essen gebracht. Die Zustände sind erbärmlich und schockierend. Das Haus ist dunkel, kaputt und dreckig. Durch Löcher im Boden kommen Ratten ins Haus. Sie haben kein Badezimmer und nur zwei winzige Schlafzimmer, in denen alle sechs schlafen. Was aber auch deutlich wird: Es ist nicht nur die materielle Armut. Diese Familie hat nie gelernt, ihr Haus zu strukturieren, Ordnung zu halten, einen geregelten Tagesablauf für die Kinder zu gestalten. Wir können ihnen Essen bringen, aber wer hilft ihnen bei dem Aufbau eines geordneten Lebens? Das schaffen wir als Team nicht, aber Familienhelfer oder ambulant betreutes Wohnen gibt es hier nicht. So stehen wir ohnmächtig daneben. Bitte betet für diese Familie, aber auch für alle anderen Familien, die hungern, die in materieller aber auch in  seelischer Not sind.

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