Bericht: Malawireise des FCM

Malawi? Wo liegt das denn? Was willst du denn dort? Ist das nicht dort, wo der Wirbelsturm und die Überschwemmungen gerade sind? Hast du keine Angst, dir dort was „einzufangen“? Diese und ähnliche Fragen bekam ich im Vorfeld zu hören, wenn ich erzählte, dass ich mit FCM eine Reise dorthin antreten werde. Zugegebenermaßen habe ich nach meiner Anmeldung auch erstmal im Internet nach Bildern und einer Landkarte gegoogelt. Aber egal was mich erwarten würde, ich war bereit und offen für eine neue Kultur, ein Abendteuer, neue Erlebnisse und Herausforderungen, gepaart mit praktischer Hilfe und Einsätzen vor Ort unter den Menschen dort. Nach organisatorischer Meisterleistung war dann auch die Versorgung meiner 3 Kinder daheim durch meinen Mann geregelt, und ich konnte ruhigen Gewissens Deutschland den Rücken zukehren.

Nach einem langen Anflug mit Zwischenstopp in Amsterdam und Nairobi sind wir in Malawi gelandet. Schon der erste Eindruck hat mir ein ganz neues Bild von Afrika gegeben. Statt Staub, Dürre, trockenes Gestrüpp und Wüste – Berge und überall sattes Grün in Hülle und Fülle.

Die nächsten Tage waren im Programmverlauf voll ausgelastet mit verschiedenen Einsätzen und Projektbesuchen, gaaaanz viel Fahrerei, kombiniert mit afrikanischer „Pünktlichkeit“. (Auch da kann man sich als Deutscher ein Scheibchen Gelassenheit, Zuversicht und Optimismus von den Malawiern abschneiden.) Am meisten hatte ich mich auf die Straßeneinsätze mit den Streetkids, den Besuch im Jugendgefängnis und den Einsatz in den Townships gefreut. Hautnah dabei und mittendrin aktiv sein, so liebe ich es. So konnten wir die beiden Freiwilligen (Malin und Maria) und die Projektleiter Daniela und John Disi bei den Vorbereitungen und der Durchführung der Einsätze tatkräftig unterstützen. Wir hatten als Reisegruppe viel Spaß beim Schmieren von über 100 Sandwiches, beim Befüllen 100 selbstgenähter Turnbeutel mit Schulsachen, Süßigkeiten, Seife etc. und beim Abfüllen von Maismehl in zuvor gekaufter Eimer für die Familien in den Townships. Die Einsätze selbst fand ich sehr bewegend - jeden auf seine Art. Im Jugendgefängnis z.B. saßen 200 junge Männer im Alter zwischen 15 und 27 Jahren vor uns auf dem Fußboden gereiht und sangen in Begleitung einer Buschtrommel mit dem Pastor. Das klang so gewaltig und belebend, da kriegt man trotz der Hitze einfach Gänsehaut. Nach einer kurzen Predigt und Vorstellungsrunde unsererseits haben wir dann mit dem Austeilen von 200 vorbereiteten Sandwiches, Getränken und Seife begonnen. Die Insassen leben unter ärmlichsten Bedingungen und schlafen auf dem nackten Fußboden, ohne Decke ohne Nichts. Das hat uns sehr berührt und geschockt und wir wären am liebsten sofort losgezogen Decken oder Matten zu besorgen, aber so einfach ist das dann leider wohl doch nicht. Wir sind voller Zuversicht, dass auch in dieser Hinsicht noch eine positive Entwicklung stattfinden kann.

Zu dem Einsatz in den Townships kamen unheimlich viele Kinder und Mütter, und es war das reinste Gewusel. Auch die Lautstärke der Gesänge in den beengten Räumlichkeiten überschritt schon fast die Schmerzgrenze, aber ich konnte mich nicht satt sehen an den wunderschönen Gesichtern der Kinder. Wie schade, dass man sich aufgrund der Sprachbarriere nicht richtig unterhalten konnte, um mehr über die Kinder, ihr Leben, ihre Herkunft oder ihre Träume zu erfahren. Die Kinderaugen leuchteten jedenfalls, als nach einem kurzen Gottesdienst erst für alle Kinder ein Snack (Sandwich + Trinkpäckchen) und später die Rucksackgeschenke verteilt wurden. Wohin man auch schaute, überall schmückten diese einzigartigen Unikate einen Kinderrücken. Zum Schluss des Einsatzes gab es noch Reis und Fleisch für jedermann, bis alle gut gesättigt waren. Auch die Eimer mit dem Maismehl fanden reißenden Absatz. Alles in allem war es ein gelungener Einsatz, der für Freude und Begeisterung auf allen Seiten sorgte. Auf dem Rückweg zu unsere Lodge war es in unserem sonst recht lebhaften Minibus sehr still. Das lag wohl daran, dass jeder die ganzen Eindrücke erstmal auf sich wirken lassen und verarbeiten musste. Für mich ist es immer wieder unbegreiflich, wie man Tag für Tag unter diesen Umständen, den hygienischen Bedingungen und dieser Schwere des Alltags in jeglichen Bereichen, leben kann. Wir können sooo unendlich dankbar sein, für unser Leben in Deutschland, und eigentlich dürfte uns kein Wort der Klage über die Lippen kommen.

Die letzten Tage unserer Reise hatten wir auch noch wunderschöne Höhepunkte und Erlebnisse anderer Art. So konnten wir bei einer abenteuerlichen Flussfahrt den Flusspferden näher kommen, als uns lieb war und auch Krokodile konnten wir aus nächste Nähe bei ihrem Sonnenbad betrachten. Bei einer genialen Safari im Liwonde-Nationalpark konnten wir auch ganze Elefantenherden mit ihren Babys beobachten. Es war einzigartig und wunderschön.

Für mich war die FCM-Reise ein großes Geschenk mit Erfahrungen, Bildern und Begegnungen, die für immer in meinem Herzen bleiben werden. Trotz mancher Widrigkeiten, Umstände und Geduldsproben auf der Reise, war es ein unbezahlbares Erlebnis und ich konnte mich mit eigenen Augen überzeugen, was für eine wertvolle Arbeit der FCM in Malawi leistet.

Herzliche Grüße

Sabine Knecht

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